Thema des Tages
19-09-2021 07:20
Bauernregeln im September
Der September nähert sich dem letzten Trimester. Im Garten wird
allmählich abgeerntet und alles auf den Winter vorbereitet. Was sagen
eigentlich die alten Bauernregeln zum September?
Den Siebenschläfertag oder auch die Eisheiligen kennt jeder. Aber
auch der September hat seine Bauernregeln und Lostage, anhand derer
früher die Wetterentwicklung in den Wintermonaten vorhergesagt wurde.
Bereits Tag 1 birgt einen Lostag für den restlichen Verlauf des
Monats und auch des Herbstes: "Gib auf Ägidius wohl acht, er sagt dir
was der Monat macht. Ist Ägidi ein heller Tag, ich dir einen schönen
Herbst ansag. Wenn St. Ägidius bläst ins Horn, so heißt es: Bauer, sä
dein Korn. Ist es an Ägidius rein, wird es so bis Michaeli (29.09.)
sein.". Schauen wir auf das Wetter am diesjährigen 1. September
zurück, so sehen wir in weiten Teilen Deutschlands viel Sonne und
meist schwachen Wind bei sommerlichen 19 bis 24 Grad. Nur im Westen
war es trüb und mit 15 bis 19 Grad weniger warm. Man könnte den Tag
also durchaus als "hell" und "rein" bezeichnen. Und der September war
bisher ja auch nicht wirklich trüb. Es gab zwar Tage mit wenig Sonne
und etwas Regen, insgesamt ist es aber bisher ein sonniger und
trockener Monat mit über Deutschland gemittelten 122 Stunden Sonne
und nur 20 l/m² Regen.
"Am feinen Septemberregen ist dem Bauern gelegen." - Wer seinen
Garten auch im Winter nutzt, der sät jetzt Feldsalat und Spinat oder
steckt Knoblauch. Günstig nach der Saat ist eine gleichmäßige
Feuchte, damit das Saatgut bei noch milder Temperatur auch schön
aufgeht. Das wussten auch die alten Bauern und so hat diese Regel bis
heute Bestand.
Ein weiterer Lostag für den September fällt auf den 7. des Monats:
"Ist es an Regine warm und sonnig, so bleibt das Wetter lange
sonnig". Der diesjährige 7. September brachte von der Ostsee bis an
den Oberrhein etwa 9 bis 12 Stunden Sonne, abseits davon war es etwas
"dunkler" mit 2 bis 5 Stunden Sonnenschein an der Nordsee und 4 bis 7
Stunden im Südosten des Landes. Wie oben bereits erwähnt, ist die
Sonnenausbeute nach etwa 2/3 des Monats mit rund 76 % der langjährig
gemittelten Sonnenscheindauer im September, durchaus beachtenswert.
Auch die Nebellagen halten sich in diesem Monat in Grenzen. Insofern
könnte man die Bauernregel durchaus als richtig einstufen.
Eine weitere Regel zum Thema Regen besagt: "Wenn es an Protus
(11.09.) nicht nässt, ein dürrer Herbst sich erhoffen lässt". Der
diesjährige 11. September war ein durchwachsener Tag mit Sonne und
Wolken, aber auch etwas Regen in Form von Schauern und lokal auch
Gewittern. Weitgehend trocken blieb es vom Niederrhein bis nach
Vorpommern. Ob man nun einen dürren Herbst erhoffen muss, bleibt
fraglich. Nimmt man die Bauernregel streng, so dürfte dieser Herbst
eher nicht trocken ausfallen.
Für den 21. September gibt es folgende Bauernregeln: "Ist Matthäus
hell und klar, gute Zeiten bringt's für wahr. Trifft Matthäus
stürmisch ein, wird bis Ostern Winter sein. Ist an Matthäus
Sonnenschein, gibt es nächstes Jahr viel Wein. Wie es Matthäus
treibt, es vier Wochen bleibt.". Nach aktueller Vorhersage wird
Matthäus (kommender Dienstag) ein ruhiger und zunehmend sonniger Tag.
Die klare Nacht zum Mittwoch könnte allerdings etwas verbreiteter
Frost in Bodennähe bringen. Für alle Hobbygärtner, vor allem ab den
Mittelgebirgen südwärts, heißt es also Obacht und Pflanzen schützen.
Der Michaelitag, 29. September, kündigt nach Lesart der Bauernregeln
die Witterung für den weiteren Herbst und Winter an. Dabei gibt es
durchaus Widersprüche: "Wenn Michael durch Pfützen geht, ein milder
Winter vor uns steht. Bringt St. Michael Regen, kannst du gleich den
Pelz anlegen. Regen an Michaelstag, einen milden Winter bringen
mag.". Auch ohne Regen geht es widersprüchlich zu: "Gibt Michaeli
Sonnenschein, wird es in zwei Wochen Winter sein. Kommt der Michel
heiter und schön, wird es vier Wochen weiter so gehen.". Eine
Prognose ist aus solch gegensätzlichen Weissagungen schwierig. Und so
belassen wir es beim bisher eher guten Eindruck vom vergangenen
Wetter und der Übereinstimmung mit den Lostagen und Bauernregeln in
den ersten zwei Dekaden des Septembers. Wir müssen es ohnehin nehmen,
wie es kommt.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.09.2021
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