DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.09.2016 um 10.30 UTC



Spätsommerlich und warm mit kurzer Unterbrechung am Wochenende
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 13.09.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Freitag zeigt sich in der Höhe ein
klassisches Omega mit zwei Trögen und einem Rücken dazwischen. Der eine
Höhentrog ist auf dem Atlantik vor Island und den Britischen Inseln zu finden,
der andere über Russland. Die Achse des Höhenrückens nimmt etwa eine Linie von
Tschechien/Slowakei bis ins nördliche Norwegen und dem angrenzenden Nordmeer
ein. Deutschland liegt entsprechend auf der Rückseite des Rückens und erste
Ausläufer eines Tiefs bei Island können den Nordwesten von Deutschland erreichen
und den zuvor hohen Druck bei uns abschwächen. Die Wetteraktivität hält sich
allerdings bis auf einzelne Schauer und Gewitter im südlichen Bergland stark in
Grenzen, sodass bei 850 hPa-Temperaturen von meist 10 bis 15 Grad ein warmer
Spätsommertag zu erwarten ist.

Am Samstag verlagert sich das Omega ein wenig nach Osten, sodass wir mehr und
mehr in eine südwestliche Strömung auf der Vorderseite des nordostatlantischen
Höhentrogs gelangen. Der hohe Druck wird damit weiter geschwächt. Die tags zuvor
bei uns eingedrungenen Tiefausläufer werden über dem Nordwesten Deutschlands
durch Blockierung des Hochdruckgebietes quasistationär, dort steigt das Risiko
für Schauer und Gewitter ebenso wie im südlichen Bergland.

Am Sonntag wird an der Südostflanke des nordostatlantischen Höhentrogs ein
Kurzwellentrog nach Osten geführt, der abends die Ostsee erreicht. Damit kommen
auch die Tiefausläufer über Deutschland nach Südosten voran. In der Nordhälfte
treten dabei zeitweise Niederschläge auf, nach Süden hin sind nur einzelne
Schauer und Gewitter zu erwarten, die im Südosten lokal kräftig sein können.
Zudem sickert bei 850 hPa-Temperaturen von 5 bis 10 Grad vorübergehend etwas
kühlere Luft im Norden und in der Mitte Deutschlands ein.

Am Montag wird aus dem KWT über der Ostsee ein eigeständiges kleines Höhentief.
Es sorgt im Norden und Nordosten noch für Schauer. Sonst wölbt sich von der
Iberischen Halbinsel her ein neuer kräftiger Höhenrücken auf, der den hohen
Druck über Deutschland neuerlich forciert und die 850 hPa-Temperatur durch
adiabatisches Absinken wieder auf 10 bis 15 Grad steigen lässt.

Am Dienstag liegt die Achse des neuen Höhenrückens quer über Deutschland. Der
Rücken stützt das Bodenhoch, die Temperaturen steigen sogar noch leicht an.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt der Rücken bei hohen Temperaturen von 15
bis fast 20 Grad in 850 hPa zunächst dominant, langsam geraten wir aber erneut
auf die Vorderseite eines neuen Höhentroges vor Island und den Britischen
Inseln. Zum einen wird dadurch der hohe Druck wiederum etwas abgebaut, zum
anderen kann auch etwas feuchtere Luft aus Südwesten einfließen. Dadurch steigt
das Schauer- und Gewitterrisiko wieder an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag kann dem aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC eine sehr
hohe Konsistenz im Vergleich zu seinen beiden gestrigen Vorläufen bescheinigt
werden. Auch in den Folgetagen ist die Konsistenz hoch, werden die Basisfelder
doch ziemlich ähnlich gerechnet. Einige Unterschiede im Detail, wie z.B. das im
neuesten Lauf etwas stärker gerechnete Höhentief über der Ostsee am
Sonntag/Montag oder ein noch im gestrigen 00 UTC-Lauf vorhandener weiterer
Kurzwellentrog am Dienstag, wirken sich bis in die erweiterte Mittelfrist nicht
nachhaltig auf das Wetter aus.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS sind dem EZMW zunächst ähnlich, betonen den KWT bzw. das Höhentief
über der Ostsee am Sonntag und Montag aber schwächer als EZMW. Nachfolgend wird
der Rücken beim EZMW weiter westlich angelegt als bei den anderen beiden
Modellen, bei denen der neue Langwellentrog vom Nordostatlantik danach deshalb
auch schneller Mitteleuropa und Deutschland erfasst und die Zyklonalität
verstärkt. JMA und CMA stützen die ICON/GFS-These, während GEM, NAVGEM und CPTEC
der EZMW-Lösung immer nahe bleiben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für Offenbach sind bis zum Samstag noch eng
gebündelt, ab Sonntag öffnet sich der Spread jeweils deutlich. Das oben
entworfene Szenario spiegelt sich vor allem im Haupt- und Kontrolllauf wider,
die meist im Median zu finden sind. Demnach geht es nach dem Trogdurchgang am
Sonntag sowohl mit Temperatur als auch mit dem Geopotenzial wieder deutlich
bergauf. Allerdings ist die Schar bei der Temperatur mit 3 bis 21 Grad sehr
breit gestreut. Beim Geopotenzial wird das Ansteigen ab Montag nicht von einer
ganz so breiten Streuung begleitet, allerdings existieren als Ausreißer einzelne
sehr niedrige Lösungen.

Die Clusteranalyse für t+120-168 (Sonntag bis Dienstag) zeigt mit 5 Clustern
(13, 11, 11, 9 und 7 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C4) eine
entsprechende Unsicherheit. Dabei differieren sie insbesondere in der Behandlung
des KWT/Höhentiefs. Während bei C1 und C4 ein Höhentief Richtung zentrales
Mittelmeer abtropfen soll, zeigen die drei anderen Cluster oben entworfenes
Szenario in unterschiedlicher Ausprägung. Bei t+192-240 (Mittwoch bis Freitag)
gibt es 4 Cluster (17, 12, 11 und 11 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C1),
wobei die Hauptunterschiede auf die Stärke der Aufwölbung des Rückens über
Mitteleuropa bzw. der Lage des nachfolgenden Langwellentrogs beruhen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass bis Samstag die Vorhersage sicher
erscheint und dann die Unsicherheiten beginnen. Das wahrscheinlichste Szenario
ist aber ein Kurzwellentrog, der uns am Wochenende nördlich passiert und
vorübergehend den zyklonalen Einfluss bei etwas niedrigeren Temperaturen
verstärkt. Anschließend steht mit dem sich aufwölbenden Rücken vermutlich die
Rückkehr warmen oder sehr warmen spätsommerlich geprägten Hochdruckwetters ins
Haus.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert außer für hohe Temperaturen am Freitag und Samstag keine Hinweise
für außergewöhnliche Wettererscheinungen.

Dennoch ist ab Freitag im südlichen Bergland, ab Samstag auch im Nordwesten
sowie am Sonntag im Südosten lokal mit teils kräftigen Schauern und Gewittern
mit Starkregen zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler