Thema des Tages
09-09-2021 07:50
Starke Pilz-Saison durch ideales Sommer-Wetter?
Die Pilz-Saison geht nun in ihre heiße Phase und das Wetter der
vergangenen Wochen war für das Wachstum beinahe ideal. Einige
Experten erwarten daher eine starke Saison mit reicher Beute.
Wer in den vergangenen Tagen und Wochen einen Ausflug in den Wald
unternommen hat oder im heimischen Garten über den Rasen gegangen
ist, konnte sie schon wieder häufig entdecken: Pilze! Champignon,
Pfifferling, Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige
Pilze heimischer Wälder zu benennen, haben derzeit Hauptsaison (siehe
Pilzkalender unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/9_Bild.png). Und
das Wetter bzw. die Witterung in diesem Sommer war nahezu ideal für
das Sprießen der Pilze.
So fiel der Sommer 2021 niederschlagsreich aus und übertraf mit
bundesweit 310 Litern Regen pro Quadratmeter im Mittel das Sommersoll
der neuen internationalen Referenzperiode 1991 bis 2020 von rund 240
Litern pro Quadratmeter um satte 29 %. Die Gleichung "Verregneter
Sommer = gutes Pilzwachstum" ist unter Pilzsammlern durchaus bekannt.
Medienberichte zufolge erwarten deshalb einige Pilz-Experten (nicht
alle) in diesem Herbst fette Beute.
Pilze lieben jedoch nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die
Wärme. Zwar fiel der Sommer in Sachen Temperatur durchschnittlich
aus, zu heiß mögen es die Pilze aber wiederum auch nicht. Heiße Tage
(meteorologisch gesehen ein Tag mit einer Höchsttemperatur von 30
Grad oder mehr) gab es in diesem Sommer allerdings nicht allzu viele
(siehe dazu auch das Thema des Tages vom 27. August 2021 unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/8/27.html).
In den ersten Septembertagen brachten die Hochdruckgebiete GAYA und
HERMELINDE nun wieder sommerlich-warmes, trockenes und nachts
ziemlich frisches Wetter (und nebenbei auch den Biergartenbesitzer
vor allem tagsüber bestes "Pils-Wetter"). Damit sind die Bedingungen
für das Pilzwachstum derzeit nicht ganz optimal, mit Tief QUILLAN
kommen am heutigen Donnerstag jedoch neue Niederschläge auf, wobei es
vorerst warm bleibt. Das dürfte dem Pilzwachstum in den kommenden
Wochen einen neuen Schub verleihen. Freilich reagieren Pilze nicht
immer sofort auf die Witterungsverhältnisse, sondern zum Teil ein
paar Tage zeitversetzt.
Wer nun also Pilze sammeln möchte, sei aber gewarnt. Es besteht die
große Gefahr, dass man statt essbarer Pilze einen giftigen mitnimmt!
Es gibt nämlich zu vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück,
das dem ungiftigen Partner zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze
außerdem als Lebewesen gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum
eingehen, sollte man nur solche Exemplare sammeln, bei denen man bei
der Bestimmung bezüglich der Giftigkeit sicher ist - oder sich Rat
bei einem Experten einholen. Zudem ist es in den meisten
Bundesländern untersagt, mehr als ein Kilo der kostbaren Fracht pro
Tag und Person aus dem Wald zu holen!
Und wann endet die Pilz-Saison? Viele Pilzarten erleiden bei Frost
einen irreparablen Schaden, der sich an verfärbten Huträndern oder
matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird an diesen Stellen durch den
Frost und das nachfolgende Auftauen zersetzt, ein Verzehr solcher
geschädigter Pilze ist eindeutig nicht zu empfehlen! Frost ist
allerdings bei meist zweistelligen Tiefstwerten in den kommenden
Nächten vorerst überhaupt kein Thema. Ab Mitte des Monats steigt rein
klimatologisch das Potenzial für erste Nachtfröste jedoch immer mehr
an, zuerst im Südosten, bis Mitte Oktober auch im Nordwesten (siehe
https://www.dwd.de/DE/leistungen/frost_termine/frosttermine.html).
Aber selbst nach Frost kann man sich weiterhin auf Pilzsuche begeben.
So muss die Suche selbst im Winter nicht erfolglos bleiben. Es gibt
einige Arten wie die Austernseitlinge, die Judasohren und die
Samtfußrüblinge (siehe Grafik), die dann Saison haben und im
winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch
wenn sie dann rar sind.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2021
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