Thema des Tages

05-09-2016 14:40

Spätsommer nochmal auf Hochtouren und die Wirkung der Sonnenstrahlen

Am heutigen Montag gestaltet sich das Wetter noch wechselhaft mit
einzelnen Schauern und Gewittern sowie Dauerregen an den Alpen. Doch
Tief "Netti" zieht nach Osteuropa ab und verliert somit zunehmend an
Einfluss, sodass sich die herbstliche Episode schon wieder dem Ende
zuneigt und lediglich als kurzes Gastspiel angesehen werden kann. Die
entstandene Lücke wird nachfolgend rasch von dem Azorenhoch
ausgefüllt, das sich wie eine Zunge nach Mitteleuropa ausstreckt und
mit Hoch "Johannes" schließlich einen Ableger mit Zentrum über dem
Norden Deutschlands verankert. Schon zum heutigen Wochenstart
gelangen der Westen und Nordwesten in den Einflussbereich von
"Johannes". Entsprechend klingen die Niederschläge ab und die Wolken
lockern auf. Am Dienstag vertreibt das Hoch schließlich auch den
Regen im Südosten. Spätestens ab Mittwoch scheint die Sonne wieder
verbreitet von einem gering bewölkten oder wolkenlosen Himmel. Die
Sonne ist und bleibt eben eine Freude für viele Menschen. Wenn dann
noch mit einer südwestlichen Strömung zusätzlich warme Luft aus dem
Mittelmeerraum zu uns geführt wird, können die Temperaturen so auch
wieder richtig ansteigen und den Spätsommer perfektionieren. Vor
allem im Südwesten sowie in Teilen Ostdeutschlands sind am Donnerstag
Temperaturen zwischen 28 und 32 Grad, lokal sogar bis 33 Grad
möglich. Damit werden aus klimatologischer Sicht für September nahezu
maximal mögliche Höchstwerte abgerufen. Die bisher höchsten
gemessenen Temperaturen in einem September stammen aus dem Jahre
1911, wo am 3. Tag des Monats in Jena 36,5 Grad und in Trier 35,2
Grad notiert werden konnten.

Mit den sehr warmen bis heißen Temperaturen und der kräftig
scheinenden Sonne nimmt jedoch auch die Wärmebelastung erneut zu.
Besonders deutlich merkt man die Kraft der Sonne auf der Haut oder an
seiner Kleidung. Aber auch die Umgebung kann das Empfinden der
Sonnenstrahlung stark beeinflussen (z.B. die Stadt als Wärmeinsel).

Von wesentlicher Bedeutung für den Wärmehaushalt ist die sogenannte
"Albedo" (v. lat. albus "weiß"). Sie ist ein Maß für das
Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst
leuchtenden Oberflächen, angegeben als das Verhältnis von
reflektierter zu einfallender Lichtmenge. Eine Oberfläche mit einer
Albedo von z.B. 0,3 reflektiert 30% der einfallenden Strahlung und
absorbiert 70%. Je heller die Oberfläche, desto größer ist ihre
Albedo.

Die höchsten Albedo-Werte bis 0,95 werden bei (Neu-) Schnee erreicht.
Trockener heller Sand verfügt über eine Albedo zwischen 0,30 bis 0,45
und strahlt entsprechend bis zu 45% der kurzwelligen Sonnenstrahlung
zurück. Allerdings werden jedoch über 55% der Strahlung absorbiert,
sodass sich der Sand soweit aufheizen kann, dass man am Strand
teilweise das Gefühl hat sich die Füße zu verbrennen. Der etwas
dunklere Sand der Wüsten liegt nur geringfügig unter diesen Werten.
Bei Grasflächen oder Waldgebieten werden noch bis zu 20% der
einfallenden Strahlung reflektiert. Die geringste Reflektion und
somit die größten Absorptionswerte weisen Wasser (< 0,1) und durch
das vorherrschende "dunkle" Mauerwerk und Straßen auch Städte (0,1 -
0,18) auf.

Neben der Erdbodenoberfläche reflektieren aber auch die Wolken einen
gewissen Anteil an Sonnenstrahlung. Im Verhältnis zum Erdboden sind
deren reflektierte Anteile sogar teilweise deutlich höher.
Grundsätzlich gilt jedoch auch bei den Wolken: je heller, desto
größer das Reflektionsvermögen. Die geringste Albedo weist der Cirrus
(aus Eiskristallen bestehende dünne Schleierwolke) mit Werten
zwischen 0,15 und 0,2 auf. Die höchsten Werte bis 0,8 können die
weißen Schönwetter-/Cumulus-Wolken erreichen. Jedoch ist die Albedo
bei diesem Wolkentyp sehr variabel. Je nach Flüssigwassergehalt und
Tropfengröße in der Wolke kann der reflektierte Anteil deutlich
absinken und nur noch um 40% liegen.

Zum Ende sei den vielen Sonnenanbetern noch gesagt, dass auch
Kleidung mehr oder weniger viel Wärme speichern kann. So absorbiert
dunkle Kleidung die Sonnenstrahlen sehr stark und wandelt sie in
langwellige Wärmestrahlung um, was wir dann direkt auf der Haut
spüren können. Während dieser Effekt vor allem in den noch kühleren
Frühlingsmonaten als angenehm empfunden wird, kann er im heißen
Hochsommer doch eher zur Qual werden. Dann sind leichte helle Stoffe
sowie generell kurzärmlige Bekleidung optimal. Helle Kleidung (weiß,
gelb, etc.) heizt sich nicht so stark auf und reflektiert stattdessen
einen großen Anteil der kurzwelligen Sonnenstrahlung. Doch sollten
unbedeckte Hautflächen ebenfalls dringend durch Sonnencreme geschützt
werden. Wer seine Haut beim Sonnenbaden nicht ausreichend schützt,
schädigt diese nachhaltig. Die UV-A (lange Wellen) Strahlung führt
zwar zu einer kurzfristigen Bräune, die jedoch kaum Lichtschutz
bringt. Dagegen verliert die Haut an Spannkraft und altert bei
langfristiger Bestrahlung frühzeitig. Auch das Hautkrebsrisiko ist
bei häufiger ungeschützter Einstrahlung deutlich erhöht.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2016

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